Der Weg in den Untergrund - Beweisaufnahme (9/24) Auch zahlreiche Verfassungsschützer und V-Männer werden im NSU-Prozess als Zeugen gehört. Das Bild, das sie von ihrer Arbeit zeichnen, ist erschreckend: Rechte Strukturen wurden mit Geld des Verfassungsschutzes aufgebaut, Akten vernichtet und der Quellenschutz über alles andere gestellt. Ein ehemaliger V-Mann-Führer schildert in der Befragung seinen ehemaligen Informanten Tino Brandt als wichtigste Quelle, die umfangreich und wahrheitsgemäß berichtet hat. Warum der Ex-Verfassungsschützer diese Aussage heute noch so trifft, ist schwer nachzuvollziehen: Zentrale Aufgabe von Brandt war, Informationen über den Aufenthaltsort des untergetauchten Trios zu beschaffen. Doch Brandt, der Anfang der 1990er Jahre ganz dicht am Trio dran war, lieferte nicht. Ein Zeuge aus dem engsten Freundeskreis von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe erklärt im Prozess, Brandt habe Geld für die Untergetauchten gespende
Das Trio im Untergrund: Fehmarn - Beweisaufnahme (13/24) Während zahlreicher Campingplatz-Urlaube auf der Ostsee-Insel Fehmarn machten Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe Bekanntschaft mit mehreren Familien. Als diese im November 2011 die wahre Identität des Trios erfuhren, brach für einige von ihnen eine Welt zusammen. Vor Gericht beschreiben sie Beate Zschäpe weitgehend übereinstimmend als diejenige, die das Geld der drei verwaltete - das Geld stammte aus den Banküberfällen von Böhnhardt und Mundlos. Zschäpe wird von den Zeugen als gleichberechtigter Teil der Gruppe beschrieben. Für die Bundesanwaltschaft sind dies wichtige Belege für Zschäpes Mitspracherecht innerhalb des Trios. BR für die ARD und DLF 2021 mit Bibiana Beglau, Katja Bürkle, Martina Gedeck u.a. https://ndr.de/radiokunst
Die NSU Morde 2004-2005 - Beweisaufnahme (12/24) Von Februar 2004 bis Juni 2005 findet die Mordserie des NSU ihre Fortsetzung, mit den Morden an Mehmet Turgut, der in Rostock für seinen Onkel spontan die Öffnung seines Döner-Imbisses übernommen hatte. An Ismail Yasar, der in seinem Döner-Stand in Nürnberg erschossen wird, und an Theodoros Boulgarides, der zwei Wochen vor seinem Tod einen Schlüsseldienst in München eröffnet hatte. In der Beweisaufnahme zum Mordfall Yasar wird eine eklatante Ermittlungspanne deutlich. Im Gerichtsaal werden die Aufnahmen der Überwachungskamera in der Nähe der Kölner Keupstraße gezeigt. Die Aufnahmen, die Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zeigen, wurden einer Zeugin aus Nürnberg bereits 2006 bei einer Vernehmung zum Mordfall Yasar vorgespielt. Damals hatte sie ausgesagt, dass es sich um dieselben Männer handele, die sie ein Jahr zuvor am Dönerstand beobachtet hatte. Die Polizeibeamten hatten ihre Aussage nicht
Der Verfassungsschutz und der NSU - Beweisaufnahme (11/24) Von Februar 2004 bis Juni 2005 findet die Mordserie des NSU ihre Fortsetzung, mit den Morden an Mehmet Turgut, der in Rostock für seinen Onkel spontan die Öffnung seines Döner-Imbisses übernommen hatte. An Ismail Yasar, der in seinem Döner-Stand in Nürnberg erschossen wird, und an Theodoros Boulgarides, der zwei Wochen vor seinem Tod einen Schlüsseldienst in München eröffnet hatte. In der Beweisaufnahme zum Mordfall Yasar wird eine eklatante Ermittlungspanne deutlich. Im Gerichtsaal werden die Aufnahmen der Überwachungskamera in der Nähe der Kölner Keupstraße gezeigt. Die Aufnahmen, die Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zeigen, wurden einer Zeugin aus Nürnberg bereits 2006 bei einer Vernehmung zum Mordfall Yasar vorgespielt. Damals hatte sie ausgesagt, dass es sich um dieselben Männer handele, die sie ein Jahr zuvor am Dönerstand beobachtet hatte. Die Polizeibeamten hatten ihre Auss
Das NSU-Trio im Untergrund ab Januar 1998 - Beweisaufnahme (10/24) Nach dem Abtauchen konnte das Trio weiterhin mit Unterstützung aus der rechten Szene rechnen, auch mit finanzieller Hilfe von Mundlos´ und Böhnhardts Eltern. So berichtet Zeugin Böhnhardt, Mutter von Uwe Böhnhardt, in der Beweisaufnahme von Geldübergaben bis 1999 und persönlichen Treffen bis 2002. Sie gibt den Behörden eine Mitschuld am Tod von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Zeuge Böhnhardt, Vater von Uwe Böhnhardt, berichtet von erfolglosen Versuchen, die drei zur Rückkehr zu überreden. Zeugenaussagen belegen: Die rechte Szene in Jena wusste anfangs genau über den Aufenthalt der mutmaßlichen Terroristen Bescheid. Sie half bei der Wohnungsbeschaffung, stellte Dokumente für falsche Identitäten zur Verfügung und unterstützte mit Geld. Tino Brandt, der sieben Jahre lang für den Thüringer Verfassungsschutz arbeitete, schildert während seiner Befragung, wie er Geld an das Tri
Thüringer Heimatschutz - Beweisaufnahme (8/24) Die Aussagen zahlreicher Jugendfreunde und Bekannter, die in der Beweisaufnahme zu Wort kommen, verdeutlichen: Beate Zschäpes, Uwe Mundlos´ und Uwe Böhnhardts Weltbild entstand nicht im luftleeren Raum. So berichtet André K., enger Vertrauter des Trios und einer der Hauptakteure der Neonazi-Kameradschaft "Thüringer Heimatschutz", über die gemeinsame Zeit in Jena. Auch Tino Brandt, in den 1990-er Jahren V-Mann der Thüringer rechten Szene, hatte häufig Kontakt zu Beate Zschäpe. Bei seiner Vernehmung schildert er den "Thüringer Heimatschutz" als ein Forum, in dem diskutiert und abgestimmt wurde. Laut Brandt nahm auch Zschäpe an ideologischen Schulungen teil und verfügte über Fachwissen in Bezug auf Germanentum und Nationalsozialismus. Mehrere Zeugen und Zeuginnen zeichnen ein Bild von Beate Zschäpe als selbstbewusste und schlagkräftige junge Frau. BR für die ARD und DLF 2021 mit Katja Bürkle,
Jugend in Jena-Winzerla - Beweisaufnahme (7/24) Auch Familienangehörige der Täter und der Angeklagten, wie die Eltern von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, sowie ein Cousin von Beate Zschäpe, werden im NSU-Prozess gehört. Dem Gericht geht es dabei vor allem um die Frage, in welcher Beziehung die drei zueinander standen, um ihre gemeinsame Vorgeschichte. Zeugin Böhnhardt, Mutter von Uwe Böhnhardt, schildert den Lebenslauf ihres Sohnes, die Schullaufbahn, Ausbildungszeit und Arbeitslosigkeit sowie seinen Einstieg in die rechte Szene. Auch Zeuge Mundlos, Vater von Uwe Mundlos, gibt Auskunft über die Beziehung seines Sohnes zu Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt und schildert dessen politische Einstellung. Aus den Befragungen wird ersichtlich, dass sowohl die Eltern Mundlos als auch die Eltern Böhnhardt das Abdriften ihrer Söhne in die rechte Szene mit Sorge beobachtet haben, jedoch nicht aktiv dagegen steuerten. BR für die ARD und DLF 2021 mit Er
Sprengstoffanschlag in der Keupstraße, Köln - Beweisaufnahme (6/24) Auch Familienangehörige der Täter und der Angeklagten, wie die Eltern von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, sowie ein Cousin von Beate Zschäpe, werden im NSU-Prozess gehört. Dem Gericht geht es dabei vor allem um die Frage, in welcher Beziehung die drei zueinander standen, um ihre gemeinsame Vorgeschichte. Zeugin Böhnhardt, Mutter von Uwe Böhnhardt, schildert den Lebenslauf ihres Sohnes, die Schullaufbahn, Ausbildungszeit und Arbeitslosigkeit sowie seinen Einstieg in die rechte Szene. Auch Zeuge Mundlos, Vater von Uwe Mundlos, gibt Auskunft über die Beziehung seines Sohnes zu Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt und schildert dessen politische Einstellung. Aus den Befragungen wird ersichtlich, dass sowohl die Eltern Mundlos als auch die Eltern Böhnhardt das Abdriften ihrer Söhne in die rechte Szene mit Sorge beobachtet haben, jedoch nicht aktiv dagegen steuerten. BR für die AR
NSU-Sprengstoffanschlag Probsteigasse, Köln - Beweisaufnahme (5/24) Am 19. Januar 2001 detonierte in der Kölner Probsteigasse in einem iranischen Lebensmittelgeschäft ein in einer Christstollendose deponierter Sprengsatz. Wochen zuvor hatte ein Kunde die Dose zusammen mit kleineren Einkäufen in einem Korb hinterlassen. Eine der beiden Töchter des Ladeninhabers, Daria P.*, damals 19 Jahre alt, wurde bei der Explosion lebensgefährlich verletzt. In der Beweisaufnahme erläutern sie und ihre Familie, welch schwerwiegende Folgen der Anschlag für ihr Privat- und Geschäftsleben hatte. Polizisten, die beim Einsatz nach dem Anschlag dabei waren, schildern das ungeheure Ausmaß der Zerstörung. Die Vernehmung der Beamten zeigt, dass auch bei diesem Verbrechen nicht in Richtung eines rechtsextremen Hintergrunds ermittelt wurde. Vor Gericht reflektiert die zu diesem Zeitpunkt 32jährige Daria P. auf beeindruckende Weise ihre Haltung zu dem, was ihr wid
Mitangeklagter Carsten S. - Beweisaufnahme (4/24) Carsten S. ist angeklagt wegen Beihilfe zu Mord in neun Fällen. Er hatte im Auftrag von Ralf Wohlleben die Tatwaffe Ceská besorgt. Er ist der Einzige der fünf Angeklagten, der ein umfassendes Geständnis ablegt und sich bereits in den ersten Prozesstagen Fragen des Gerichts, der Nebenklagevertreter und schließlich auch der Anwälte von Ralf Wohlleben stellt. Während des Prozesses ringt er sichtlich mit seiner Schuld und drückt den Opferangehörigen glaubwürdig sein Mitgefühl aus. Carsten S. ist aus der rechten Szene ausgestiegen. Den Mitangeklagten Ralf Wohlleben belastet er schwer. Für S. gilt das Jugendstrafrecht, zur Tatzeit war er noch nicht 21 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Verhandlung lebt er in einem Zeugenschutzprogramm. BR für die ARD und DLF 2021 mit Katja Bürkle, Florian Fischer, Martina Gedeck u.a https://ndr.de/radiokunst
Die NSU Morde 2000-2001 - Beweisaufnahme (3/24) Vier Morde begeht der NSU im Zeitraum von September 2000 bis Ende August 2001. Den Mord an Enver Simsek, Blumenhändler in Nürnberg, an Abdurrahim Özüdogru, Inhaber einer Änderungsschneiderei in Nürnberg, an Süleyman Tasköprü, Gemüsehändler in Hamburg, und an Habil Kiliç, Gemüsehändler in München. Die Ermittler und Sachverständigen, die in der Beweisaufnahme gehört werden, schildern unter anderem, dass die Täter am Tatort Fotos ihrer Opfer machten und wie sie sich professionalisierten. Aussagen von Kriminalbeamten belegen außerdem, dass ein ausländerfeindlicher Hintergrund ausgeschlossen und in Richtung organisierte Kriminalität, Drogendelikte und mafiöse Strukturen ermittelt wurde. BR für die ARD und DLF 2021 mit Bibiana Beglau, Florian Fischer, Thomas Thieme u.a. https://ndr.de/radiokunst